Im Interview mit Timo Würsch.
Mit seinem technischen Wissen durch seine Tätigkeit als Software Engineer und seiner anschliessenden Weiterbildung als UX Designer, mit langjähriger Erfahrung bei Firmen wie Zeix und Ergon, ist Timo seit bald drei Jahren als Selbstständiger unterwegs. Wir wollten von Timo wissen, wie sein Alltag als selbstständiger UX Designer, oder wie er sich einordnen würde, als UX Architect, aussieht.
Was macht einen guten UX Designer aus?
Timo: Ein guter UX Designer zeichnet sich vor allem durch sein Vorgehen aus: Er oder sie versucht erst mal, die Nutzer und ihre Ziele zu verstehen, bevor Lösungen ausarbeitet werden. Es wird so oft „wieso?“ gefragt, wie es nötig ist, um einem Sachverhalt auf den Grund zu gehen. Alle Lösungsentscheide werden versucht, an etwas festzumachen, was bei den Nutzern beobachtet wurde. Es wird stark mit visuellen Werkzeugen gearbeitet, um im Projekt-Team ein gemeinsames Verständnis zu schaffen, und das Vorgehen an die Gegebenheiten anzupassen.
Welche Art UX Designer bist du? Visuell oder konzeptionell?
Ich komme von der konzeptionellen Seite her. Da sehr viele Menschen das Wort „Design“ mit visuellem Design gleichsetzen, finde ich den Begriff „UX Architect“ für mich treffender. Ich mache Dinge nützlich und effizient – das Hübsch machen überlasse ich jedoch lieber den Visual Designern. Dennoch ist mir Ästhetik wichtig, denn unattraktive Interfaces erzeugen nur Widerstand beim Benutzer.
Wie sieht dein Arbeitsalltag aus?
Ich bin selbständig, das heisst, dass jeder Tag etwas anders ausschaut. Wenn ich auf einem Kundenprojekt arbeite, dann besteht mein Tag aus Prototyping oder User-Research. Viel ist aber auch Koordination mit Entwickler:innen und den Stakeholder:innen. Dann habe ich aber auch Tage an denen ich mich stark mit Networking und Akquise beschäftige, denn als Selbstständiger bin ich auch dafür zuständig, dass die Aufträge da sind. Auch administrative Arbeiten nehmen einen beträchtlichen Teil meiner Zeit ein.
Welche Skills soll ein UX Designer mitbringen?
Zusätzlich dazu, dass man sein Handwerk beherrschen sollte, ist eines sehr wichtig: Man muss wissen, wie man sein Handwerk verkaufen kann. Ein UX Designer sollte nicht davor zurückschrecken, bei Offerten und Pitches mitzumachen. Denn dort lernt man schon früh, welche Probleme für seine Auftraggeber gelöst werden müssen.
Wo gibt es Herausforderungen, die ein UX Designer antrifft?
UX wird immer noch viel zu oft als optional angesehen, oder als etwas, was man im Nachhinein über eine bereits programmierte Software «drüberkleben» kann. Beides stimmt nicht: Wenn man ein gutes Produkt oder eine effiziente Anwendung entwickeln will, muss die Fachkompetenz UX Design von Beginn an und mit einem vernünftigen Budget einkalkuliert sein.
Welche UX Methode machst du am liebsten und wieso?
Die Kombination der Methoden User Research und Prototyping gefallen mir am besten, weil beide Methoden sehr nahe beim Anwender dran sind und ich viel über die Benutzer:innen eines Produktes lernen kann, um entsprechend ein gutes Design zu konzipieren.
Ist User Experience messbar?
Ja, theoretisch ist die User Experience messbar, unter anderem anhand eines Fragebogens, mit welchem man die Benutzer:innen befragen kann. Was aber aus meiner Sicht viel wichtiger ist, ist, die Auswirkungen der User Experience zu messen. Man kann dazu zum Beispiel den geldmässigen Umsatz (Conversion) messen, falls es sich um ein E-Commerce-System (Online-Shop) handelt. Oder man misst die Zeit, die jemand für die Erledigung einer Aufgabe benötigt. In der Praxis sind solche Messungen aber relativ schwierig und nur dann aussagekräftig, wenn sie auf einer vernünftigen Fragestellung basieren und von einem Profi unter kontrollierten Bedingungen durchgeführt werden. Da kommen dann eben die UX Designer mit der Methode User Research oder Usability Testing zum Zuge.
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